Vom 20. – 22.06.2024 veranstaltet das CBE eine Tagung zum Thema

 

„Ordonomik als Beitrag zur Bildung für gesellschaftliche Verantwortung“

 

an der Leucorea in Lutherstadt Wittenberg.

 

Wir danken den Freunden und Förderern der Goethe-Universität für die großzügige Unterstützung der Tagung!

Bildung für gesellschaftliche Verantwortung ist – wenn man so will – das aktuelle pädagogische Mega-Thema, das sowohl die Allgemein- als auch die Berufsbildung durchzieht. Zur (beruflichen) Bildung für nachhaltige Entwicklung, die inzwischen in allen Bildungsbereichen etabliert ist, kommen Fragen des Umgangs mit Krisen in den Bereichen von Migration, der Corona-Pandemie sowie geo- und energiepolitischen Konflikten, die insgesamt auch mit zu einer umfassenderen Krise der Demokratie geführt haben. Die Wichtigkeit von Bildung für gesellschaftliche Verantwortung dürfte insofern außer Frage stehen. Fraglich ist eher, wie eine solche Bildung aussehen könnte, und dabei ganz besonders, welche Bedeutung dabei (welcher Art von) ökonomischer Bildung zukommt.

 

Beim Thema ökonomischer Bildung fällt auf, dass (gerade) auch Fachleute sie eher so verstehen, als ginge es vorwiegend darum, Menschen einerseits lebenspraktisch zu ertüchtigen („Financial Literacy“ möge hier als Schlagwort genügen) und ihnen andererseits grundlegende (makroökonomische) Kenntnisse zum Funktionieren der Wirtschaft zu vermitteln. Weil man das zugleich unter dem Bildungsanspruch als problematisch ansieht, wird meist gefordert, ökonomische Inhalte gesellschaftspolitisch zu reflektieren (z.B. im Fach „Politik und Wirtschaft“), insbesondere unter Verweis auf das inadäquate Menschenbild des Homo Oeconomicus, das dem wirtschaftlichen Denken unterliege.   

 

Es lässt sich allerdings darüber streiten, ob ökonomische Bildung damit angemessen umrissen und eingebettet ist. Gary S. Becker z.B. versteht den Homo Oeconomicus ganz anders, nämlich als ein Rationalitätsmodell, mit dessen Hilfe sich jegliches menschliches Verhalten analysieren und erklären lässt. Das impliziert u.a. einen weiten, inhaltlich unbestimmten Vorteilsbegriff, der auch moralische Ansprüche umfasst. Und James M. Buchanan versteht Ökonomik als eine Wissenschaft, die sich im Kern mit der Frage beschäftigt, wie Menschen, vermittelt durch Institutionen und auf Basis freiwilliger Interaktion kooperative Beziehung eingehen, erhalten und ausweiten können, vom einfachen Handel bis hin zur Bildung und Begründung demokratischer Verfassungen. Beide haben u.a. für diese Leistungen jeweils den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. In den rezenten Arbeiten zur ökonomischen Bildung findet sich davon jedoch nichts. Und auch auf die Ordonomik, die sich u.a. auf die Arbeiten von Becker und Buchanan stützt, wird in Fragen ökonomischer Bildung kaum Bezug genommen.

Vielleicht ist es deshalb gerade interessant, sich der Ordonomik als Beitrag zur Bildung für gesellschaftliche Verantwortung zuzuwenden. Ein Ausgangspunkt dafür könnte ein kürzlich erschienener, konzis gefasster Beitrag sein: https://www.bwpat.de/profil7_minnameier/pies_profil7.pdf.

Weitere ordonomische Schriften kann man sich leicht zugänglich machen, weil sie als Diskussionspapiere online verfügbar sind: https://ethik.wiwi.uni-halle.de/forschung/news199874/

Als Schüler von Karl Homann hat Ingo Pies die „Ethik mit ökonomischer Methode“ zur „Ordonomik“ weiterentwickelt, die im Kern als ein Rationale zur Überwindung von Konflikten zu verstehen ist und als stringente Methode, moralische Anliegen ganz unterschiedlicher Art mit den Funktionsprinzipien moderner Großgesellschaften in Einklang zu bringen bzw. sie entsprechend zu verwirklichen.

Donnerstag, 20.06.2024

13:45 – 14:00

Begrüßung

 

14:00 – 15:30

 

Ingo Pies (Uni Halle-Wittenberg):

Ordonomik als Beitrag zur politischen und moralischen Bildung

Georg H. Neuweg

(Uni Linz, A)

16:00 – 17:30

 

Dirk Loerwald (Uni Oldenburg):

Ordonomik und ökonomische Bildung Fachdidaktische Potenziale am Beispiel des Attitude Behaviour Gap

Thomas Retzmann

(Uni Duisburg-Essen)

18:00

Stadtführung, anschließend Abendessen (Martas)

Freitag, 21.06.2024

09:00 – 10:30

 

Stefan Hielscher (Uni Bath, UK):

Intentionale und institutionelle Selbstkorrekturen? Eine Skizze zum Aufbau ordonomischer Aufklärungs- und Steuerungs-Kompetenzen in der Schule

Susan Seeber (Uni Göttingen) und Eveline Wuttke (Uni Frankfurt)

10:30 – 12:00

 

Nils Goldschmidt & Marco Rehm (Uni Siegen):

Ökonomische Bildung in der Sozialen Marktwirtschaft

Alexander Dilger

(Uni Münster)

12:00 – 13:30

Mittagspause (Catering in der Leucorea)

 

13:30 – 15:00

 

Christof Altmann (Uni Frankfurt):

Nachhaltigkeit und Demokratie – Ein ordonomischer Beitrag zur Aufklärung des aktuellen Nachhaltigkeits-Diskurses

Tobias Kärner

(Uni  Hohenheim)

15:30 – 17:00

 

Christian Müller & Sebastian Panreck (Uni Münster):

Der Beitrag der Ordonomik zur wirtschaftsbürgerlichen Bildung: Eine kritische Würdigung.

Juliana Schlicht

(PH Freiburg)

17:30 – 19:00

Christian Rennert (TH Köln):

Management als Beruf – Ordonomische und betriebswirtschaftliche Reflexionen

Roland Happ

(Uni Leipzig)

19:45

Abendessen (Marktcafé)

Samstag, 22.06.2024

09:00 – 10:30

 

Monika Oberle (Uni Göttingen):

Ordonomik und Wertebezug der politischen und ökonomischen Bildung vor dem Hintergrund des Beutelsbacher Konsenses

Felix Schultz
(Uni Halle-Wittenberg)

10:30 – 12:00

 

Gerhard Minnameier (Uni Frankfurt):

Ordonomik im Lichte der ökonomischen Theorie der Moral – eine kritische Verhältnisbestimmung

Nikolaus Knoepffler

(Uni Jena)

12:00 – 12:30

Klaus Beck (Uni Mainz): Abschlussdiskussion

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Die Beiträge und die kritischen Kommentare werden Ende 2024 in einem Band in der Reihe „Wirtschaft – Beruf – Ethik“ im open access veröffentlicht. Die Veröffentlichung wird freundlicher- und dankenswerterweise unterstützt von der Käthe und Ulrich Pleiß-Stifung.   

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